Man sollte eigentlich meinen, daß beim Gold ( 1508,57% überirdischer Bestand an Gold im Verhältnis zur Jahresproduktion, Gesamtbestände der Notenbanken ca. 24000 Tonnen ) kein Angebotsdefizit herrscht, und man fragt sich nach den Gründen für den Goldpreisanstieg von 252 USD ( 1999 ) auf 651 USD ( 30.04.06) Sind die Notenbanken nun klüger geworden und halten nun ihr Gold unter Verschluß, nachdem es in den Jahren zuvor so schien, als wollten sie sich mit Verkaufsankündigungen gegenseitig überbieten? Wir erinnern uns: Im Mai 1999 verkündete die Bank of England ( BoE ) ihre Absicht, die Hälfte ihrer Goldreserven abzubauen. Abgesehen vom seltsamen Timing des Verkaufs, als der Wechselkurs des Goldes schon niedrig war, schien die Tatsache, daß die BoE die Verkäufe im Voraus angekündigt hatte, den denkbar niedrigsten Preis für ihr Gold zu garantieren. Dieses Ergebnis lag sicherlich nicht im Interesse des britischen Volkes. Denken Sie nach: Kündigt Warren Buffet im voraus an, wenn er beabsichtigt, bestimmte Aktien zu verkaufen? Natürlich nicht, denn das würde andere Marktteilnehmer alarmieren und den Kurs der Aktien sinken lassen. Es sieht so aus, als sei ein anderer Faktor Grund für die Ankündigung der BoE, und im Rückblick liegt der Faktor klar auf der Hand: Die Bank of England versuchte die Wirkung ihrer Verkäufe zu maximieren, indem sie andere Marktteilnehmer dazu verleitete, ebenfalls zu verkaufen. Nicht nur das Vereinigte Königreich, auch Kanada, die Niederlande, Belgien, die Schweiz verkauften große Teile ihrer Goldbestände. Haben die Zentralbanken noch nie etwas von Antizyklik gehört?
Es gibt eine überwältigende Fülle an Beweisen, daß die Zentralbanken seit 1987 heimlich versuchten ihre Währungen zu stützen, indem sie den Wechselkurs des Goldes drückten. ( Siehe Quelle : "Der Kollaps des Dollars", James Turk & John Rubino ) Vielleicht sollte durch diese Verkäufe sogar bewußt suggeriert werden, daß das auf Papiergeld aufgebaute Währungssystem auf solidem Fundament steht. Hierbei sei daran erinnert, daß die Golddeckung einst für ein stabile Währungen sorgen sollte. 1973 mit dem Zusammenbruch des Bretton-Wood-Systems war ein System flexibler Wechselkurs ohne Bindung an US-Dollar und Gold geboren. Dudurch war einer Ausweitung des Geldangebots keine Grenzen mehr gesetzt. Und es wurde Geld gedruckt, viel Geld. ( Fiatmoney = lat. "Es werde Geld" oder "man drucke einfach Geld" ). Durch das Senken der Leitzinsen und durch das Ausweiten der Geldmenge M3 sollten die Banken zur Kreditexpansion ermuntert werden um das Wachstum der Wirtschaft auf ein politisch akzeptables Niveau steigen zu lassen.
Die Wende: Man kam zu der Erkenntnis daß es nicht gelingen würde, den Goldpreis beliebig weit unter Druck zu setzen und man begann sich Sorgen zu machen wegen möglicher Auswirkungen auf Gold produzierende Nationen und auf diejenigen Zentralbanken, die sich gegen einen Goldverkauf entschieden hatten. 1999 einigte man sich auf das "Washingtoner Agreement", das dem Minensterben ein Ende setzen sollte. Das "Washingtoner Agreement" gestattete den Unterzeichnerstaaten ( 11 Staaten der Eurozone, Europäische Zentralbank, Schweiz, Schweden und Vereinigtes Königreichs ) den Verkauf von maximal 400 Tonnen Gold pro Jahr. Der Vertrag wurde Ende 2005 verlängert und auf 500 Tonnen pro Jahr ausgeweitet. Am 26. September ist der jährliche Stichtag für das Washingtoner Agreement on Gold ( WAG) das die europäischen Zentralbanken dazu verpflichtet, in jedem Jahr der Laufzeit ( bis 2009 ) maximal 500 Tonnen Gold zu verkaufen. Nutzen sie ihre Möglichkeit bis zum Stichtag nicht aus, so verfällt das restliche Kontingent. Es kann also nicht das Kontingent von einem Jahr in das nächste transferiert werden. Es wird geschätzt, dass die Zentralbanken 12000 Tonnen oder etwa 385,8 Millionen Unzen Gold an private Banken ( Bullion Banken) verliehen haben. Das ist fast das Fünffache der jährlichen weltweiten Goldproduktion. Die Bullion Banken haben versprochen, das geborgte Gold zurückzuerstatten. Das bedeutet, dass sie irgendwann in der Zukunft Gold am Markt aufkaufen müssen, um ihre Verbindlichkeiten bei den Zentralbanken einzulösen. Dies würde irgendwann zur Short Squeeze führen. Da die Gold Lease Rates ( die Zinsen für verliehenes Gold ) im Augenblick sehr niedrig sind, kann davon ausgegangen werden, daß wir uns diesem Punkt nähern. Denn wäre die Nachfrage der Bullion Banken bei den Zentralbanken nach Gold zu Leihzwecken groß, so müßten aufgrund des Prinzips von Angebot und Nachfrage auch die Lease Rates steigen.
Resumee: Ein Großteil des Goldes das in den Tresoren der Zentralbanken schlummert, ist in Wirklichkeit gar nicht mehr vorhanden, da es verliehen ist. Es gibt also durchaus Erkärungen für das Ansteigen des Goldpreises. Der Grund für ein Anstieg des Goldpreises liegt wohl auch in der Angst der Anleger begründet, daß das auf Papiergeld aufgebaute Währungssystem auf einem brüchigen Fundament ruht. Da sich die Notenbanken allerdings der Gefahr bewußt sind, welches ein Überschiessen des Goldpreises auf das Weltfinanzsystem haben kann muß, jederzeit damit gerechnet werden, daß der Goldpreis durch gezielte Verkäufe, beispielsweise der USA, wieder gedrückt wird. So intervenierte im Oktober 1987 nach dem Aktiencrash die amerikanische Regierung, indem sie in wenigen Wochen 525000 Unzen Gold aus ihren Vorräten abgab, um den Goldpreis unter 500 USD zu drücken. Es gibt Indizien, daß vor dem 26. September 2006 erneut die europäischen Zentralbanken von ihren Möglichkeiten Gebrauch machten, einen Teil ihres maximal zustehendes Kontingent von 500 Tonnen pro Jahr ( Washingtoner Agreement) auf den Markt zu werfen. Denn dieses Datum ist der jährliche Stichtag und sollte bis zum Jahre 2009 stets im Auge behalten werden. Immerhin wurde der Goldpreis bis auf 570 USD je Feinunze gedrückt. Auch das Ansteigen der Leaserates bis zu diesem Zeitpunkt ließ erkennen, daß Gold ausgeliehen wurde, um den Effekt zu verstärken. Händler berichteten von einem Verkauf von 20 Tonnen Gold durch die portugiesische Zentralbank und ebenso bestätigt ist der Verkauf von 1,5 Tonnen Gold täglich aus den Beständen von Notenbanken seit Mitte August 2006.
Angebot und Nachfrage nach Gold in Tonnen:
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Quelle 0619 AK ( Primärquelle : GFMS )
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Die 10 größten Goldproduzenten der Welt:
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Produktion 2004:
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Produktion 2005:
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Südafrika
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342,7
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296,3
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Australien
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258,1
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262,9
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USA
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260,3
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261,7
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China
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217,3
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224,1
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Peru
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173,2
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207,8
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Russland
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181,6
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175,5
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Indonesien
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114,2
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166,6
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Kanada
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128,5
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118,5
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Usbekistan
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83,7
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79,3
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Papua Neuguinea
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74,5
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68,8
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Platin Palladium Quelle : Alles über Rohstoffe ( Der Aktionär, Spezial ) Platin wird vor allem aus der Schmuck- und Autoindustrie nachgefragt. Letztere benötigt Platin für den Einsatz in Abgaskatalysatoren. Auch in Mobiltelephonen und in Computern kommt Platin zum Einsatz.Platin und Palladium weisen ähnliche Eigenschaften auf, sodaß die Platinverbraucher auf Palladium ausweichen könnten.Daß die Umstellung noch nicht eingetreten ist, liegt vor allem daran, daß das Angebot bei Platin relativ konstant ist. Drei Viertel des Platins stammen aus Südafrika, 15 Prozent aus Russland. Bei Palladium liegt das Monopol fast vollständig bei der russischen Minengesellschaft Norilsk Nickel. Sie deckt über 70 Prozent des weltweiten Palladium-Marktes ab. Da es aber bei den Russen immer wieder zu Lieferengpässen gekommen ist, unterlag Palladium heftigen Preisschwankungen. Die westliche Automobilindustrie konnte sich auf solch schlechte Bedingungen nicht verlassen und setzte verstärkt auf den Einsatz von Palladium. Im Jahr 2003 beteiligte sich Norilsk Nickel am US Konkurrenten Stillwater Mining. Die Russen beabsichtigen mit ihrem Engagement nicht nur die Eroberung des US-Marktes, sie wollen auch die Autoindustrie dazu bewegen, zum Palladium zurückzukehren. Als russisch-amerikanisches Konsortium wirbt man nun vor allem um Vertrauen. Da Palladium derzeit deutlich billiger ist als Platin, könnten die Russen durchaus Erfolg haben.
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